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Lesestapel 9 – Der Schatten des Galiäers

6. April 2012

Gerd Theissen

DER SCHATTEN DES GALILÄERS

JESUS UND SEINE ZEIT IN ERZÄHLENDER FORM

Gütersloher Verlagshaus, ebook
Sonderveröffentlichung

Gerd Theissen ist emeritierter Professor für Neues Testament am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Heidelberg.

Sein Schwerpunkt liegt auf den Gebieten der Sozialgeschichte des Urchristentums, historischer Jesus sowie in einer methodisch disziplinierten psychologischen Exegese. Er war einer der ersten Pioniere, der mit soziologischen Methoden das Neue Testament studiert hat. Daneben hat er verschiedene Predigtbände, eine Homiletik und eine Bibeldidaktik veröffentlicht.

Im Vorwort schreibt er, dass nichts in seinem Buch steht, was er nicht an der Universität gelehrt hat.

Frei erfunden ist dagegen ist die Rahmenhandlung. Als Hauptfigur wird Andreas dargestellt. Andreas hat nie gelebt, hätte aber in der Zeit Jesu leben können. Theissen verarbeitet in seiner Erzählung viele historische Quellen. Seine Erfahrungen sollen veranschaulichen, was damals Menschen in Palästina immer wieder erleben konnten.

In den Text sind Fortlaufens Anmerkungen in Form von Fußnoten beigegeben, insgesamt 264 Stück, in denen die verarbeitenden Quellen zitiert sind. Eine Karte zeigt die Gegend zwischen Judäa und Galiläa und den wichtigsten Orten. Die wissenschaftlichen Veröffentlichungen des Verfassers zur Thematik des Buches sind ebenfalls aufgelistet.

Theissen hat in erzählerischer Form ein Bild von Jesus und seiner Zeit entworfen, das sowohl dem gegenwärtigen Stand der Forschung entspricht als auch für die Gegenwart verständlich ist.

Andreas, ein Mitglied einer Händlerfamilie, wird als Zuschauer einer Demonstration verhaftet und im Laufe des Verhörs dazu genötigt, als Preis seiner Freilassung, auf seinen Reisen durch das Land Informationen über religiöse Gruppen zu sammeln und die Römer darüber zu informieren. Obwohl er in dieser fiktiven Handlung Jesu nicht begegnet, was ich persönlich bedauere, werden ihm viele Begebenheiten des Wirken Jesu mitgeteilt, die er in seinen Mitteilungen an die Römer einbaut. Aber so einbaut, so glaubt er, dass er weder Jesu noch einem Freud, der auf der römischen Fahndungsliste steht, schadet.

In den Gesprächen zwischen Andreas und seinem „Führungsoffizier“ erfährt man vieles über die verschiedenen religiösen Gruppierungen dieser Zeit, über die politischen Verhältnisse in den Städten und auf dem Land und dem religiösen Innenverhältnis der Juden, das offenbar das Auftreten von Johannes des Täufers und Jesu verständlich macht. Die Denkweise der Römer als Besatzungsmacht wird ebenso beleuchtet.

Das Buch ist Gerd Theissen gelungen. Es bietet dem Leser einen interessanten Einstieg zum Thema Jesus von Nazareth. Insbesondere weil Theissen sich nur auf seine wissenschaftlichen Fakten verlässt und nur diese Fakten in die Erzählung einfließen lässt.

                                    Ich vergebe  5 Anlis-Punkte.

From → Buch

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